Das Wichtigste in Kürze
- Verlustaversion bedeutet, dass Verluste stärker schmerzen als gleich große Gewinne erfreuen, was oft zu unklugen finanziellen Entscheidungen führt.
- Evolution, Psychologie und bestimmte Hirnreaktionen sorgen dafür, dass Menschen Verluste überbewerten und daher risikoscheu handeln.
- Strategien wie systematisches Investieren, Nutzung von Sparplänen und Reduzierung von Schwankungen helfen, Verlustaversion zu überwinden und bessere Finanzentscheidungen zu treffen.
Was ist Verlustaversion (Loss Aversion)?
Verlustaversion bedeutet, dass Menschen Verluste stärker empfinden als gleich große Gewinne. Das heißt, der Schmerz über den Verlust von 10 Euro ist größer als die Freude über einen Gewinn von 10 Euro. Das ist ein wichtiger Punkt in der Verhaltensökonomie, der erklärt, warum wir manchmal unvernünftige Entscheidungen treffen, besonders wenn es um Geld geht.
Warum passiert Verlustaversion (Loss Aversion)?
Es gibt verschiedene Gründe, warum wir Verluste mehr spüren als Gewinne:
Evolution: Früher war es wichtig, Ressourcen wie Essen oder Schutz nicht zu verlieren, weil das Überleben davon abhing. Diese Einstellung hat sich in unserem Gehirn festgesetzt.
Psychologie: Menschen vergleichen alles mit einem bestimmten Ausgangspunkt, wie zum Beispiel ihrem aktuellen Vermögen. Verluste werden als schlimmer empfunden als Gewinne gleicher Größe.
Gehirn: Bestimmte Teile unseres Gehirns, die für Gefühle zuständig sind, reagieren stärker auf Verluste als auf Gewinne.
Wie beeinflusst Verlustaversion Investoren?
Verlustaversion kann zu großen Fehlern führen, wenn Menschen in Aktien investieren:
- Nicht verkaufen: Leute halten an verlustreichen Aktien fest, weil sie hoffen, dass der Kurs wieder steigt, obwohl es besser wäre, sie zu verkaufen und das Geld anderswo zu investieren.
- Zu früh verkaufen: Manche verkaufen Aktien, die gerade gut laufen, weil sie Angst haben, dass der Kurs fallen könnte, und verpassen so größere Gewinne.
- Vorsicht: Viele meiden risikoreiche, aber potenziell lohnende Investitionen und investieren lieber in sichere, aber weniger profitable Anlagen.
Beispiele von Verlustaversion (Loss Aversion) an der Börse
- Ein Investor behält eine Aktie, die im Wert gefallen ist, in der Hoffnung, dass sie wieder steigt, obwohl es klüger wäre, sie zu verkaufen.
- Anfänger an der Börse hoffen oft, dass sich der Kurs einer Aktie erholt, obwohl die Anzeichen dagegen sprechen.
- Menschen neigen dazu, weniger riskante, aber auch weniger lukrative Anlagen zu wählen, um Verluste zu vermeiden.
Wie kann man Verlustaversion überwinden? – 3 Tipps
1. Systematisch investieren: Statt nach Bauchgefühl zu handeln, sollten Investoren einen festen Plan verfolgen. So können sie besser mit ihren Emotionen umgehen und rationalere Entscheidungen treffen.
2. Sparpläne nutzen: Ein Wertpapiersparplan ist eine gute Möglichkeit, regelmäßig Geld anzulegen, ohne ständig Entscheidungen treffen zu müssen. So wird man nicht von kurzfristigen Verlusten beeinflusst.
3. Schwankungen reduzieren: Durch Investitionen in weniger volatile (schwankungsanfällige) Aktien oder durch Nutzung von speziellen Handelsinstrumenten kann man die Schwankungen im Portfolio reduzieren. Das hilft, weniger impulsive Entscheidungen zu treffen.
Fazit
Verlustaversion zeigt, wie unser Gehirn Verluste stärker empfindet als Gewinne. Das kann uns zu unklugen Entscheidungen verleiten, besonders beim Investieren. Wer versteht, wie Verlustaversion funktioniert und sich Strategien aneignet, um sie zu überwinden, kann klügere und erfolgreichere Finanzentscheidungen treffen. Verlustaversion zu kennen und zu managen ist ein wichtiger Teil des Finanzwissens, das jedem helfen kann, besser mit Geld umzugehen und erfolgreich zu investieren.
💡 Empfehlenswerte Bücher zum Thema Verlustaversion
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“Thinking, Fast and Slow” von Daniel Kahneman
Dieses Buch ist ein Klassiker der Verhaltensökonomie und erklärt viele kognitive Verzerrungen, einschließlich der Verlustaversion. Kahneman, ein Nobelpreisträger, bietet Einblicke in die zwei Denksysteme des menschlichen Gehirns und wie sie unsere Entscheidungen beeinflussen.“Misbehaving: The Making of Behavioral Economics” von Richard H. Thaler
Thaler, ein weiterer Nobelpreisträger, erzählt die Geschichte der Entstehung der Verhaltensökonomie. Das Buch erklärt, wie Menschen oft irrational handeln und welche Rolle Verlustaversion dabei spielt.“Nudge: Improving Decisions About Health, Wealth, and Happiness” von Richard H. Thaler und Cass R. Sunstein
Dieses Buch zeigt, wie kleine Anstöße (“Nudges”) Menschen helfen können, bessere Entscheidungen zu treffen. Es behandelt auch die Prinzipien der Verlustaversion und wie sie im Alltag angewendet werden können.“The Undoing Project: A Friendship That Changed Our Minds” von Michael Lewis
Dieses Buch erzählt die Geschichte der Zusammenarbeit zwischen Daniel Kahneman und Amos Tversky, die viele Grundlagen der Verhaltensökonomie, einschließlich der Verlustaversion, gelegt haben.“Predictably Irrational: The Hidden Forces That Shape Our Decisions” von Dan Ariely
Ariely beschreibt in diesem Buch, wie und warum Menschen regelmäßig unvernünftige Entscheidungen treffen. Verlustaversion ist ein zentrales Thema in vielen der beschriebenen Experimente und Beobachtungen.
Diese Bücher bieten einen umfassenden Einblick in die Konzepte der Verhaltensökonomie und wie Verlustaversion unser tägliches Leben und unsere finanziellen Entscheidungen beeinflusst. Du kannst sie bei Amazon suchen, um mehr über dieses faszinierende Thema zu erfahren.
Häufig gestellte Fragen – FAQs
Verlustaversion ist ein psychologisches Phänomen, bei dem Menschen Verluste stärker empfinden als gleich große Gewinne. Das bedeutet, der Schmerz über den Verlust von z.B. 10 Euro ist größer als die Freude über den Gewinn von 10 Euro.
Verlustaversion tritt aufgrund von evolutionären, psychologischen und neurobiologischen Faktoren auf. Evolutionär gesehen half es unseren Vorfahren, überlebenswichtige Ressourcen zu bewahren. Psychologisch bewerten Menschen Verluste und Gewinne relativ zu einem Referenzpunkt, und unser Gehirn reagiert stärker auf Verluste.
Verlustaversion kann dazu führen, dass Anleger an verlustreichen Investitionen festhalten, in der Hoffnung, dass sie sich erholen, oder dass sie gewinnbringende Investitionen zu früh verkaufen aus Angst vor zukünftigen Verlusten. Dies führt oft zu suboptimalen finanziellen Entscheidungen.
Ja, Verlustaversion kann durch verschiedene Strategien überwunden werden. Dazu gehören systematisches Investieren nach festen Regeln, die Nutzung von Sparplänen und die Reduzierung der Volatilität im Portfolio. Diese Ansätze helfen, emotionale Entscheidungen zu minimieren.
Systematisches Investieren bedeutet, dass Anleger nach einem festen Plan oder einer Strategie investieren, anstatt impulsiv oder emotional zu handeln. Dies kann helfen, die psychologischen Fallstricke der Verlustaversion zu vermeiden.
Ein Wertpapiersparplan ermöglicht es, regelmäßig einen festen Betrag in ein Wertpapier, oft einen Indexfonds (ETF), zu investieren. Dies geschieht automatisch und hilft, die Auswirkungen von Verlustaversion zu reduzieren, indem es regelmäßige Investitionen unabhängig von Marktschwankungen ermöglicht.
Verlustaversion kann dazu führen, dass Anleger riskante Entscheidungen treffen, um Verluste zu vermeiden, oder dass sie zu vorsichtig sind und potenziell lukrative Chancen verpassen. Beides kann die langfristige Rendite negativ beeinflussen.
Um sich vor Verlustaversion zu schützen, sollten Anleger sich weiterbilden, eine klare Anlagestrategie verfolgen, Emotionen kontrollieren und bei Bedarf professionelle Beratung in Anspruch nehmen. Regelmäßige Überprüfung und Anpassung des Portfolios sind ebenfalls wichtig.
Nein, Verlustaversion variiert von Person zu Person und hängt von individuellen Faktoren wie Risikobereitschaft, finanzieller Situation und persönlichen Erfahrungen ab. Manche Menschen sind risikoscheuer als andere und empfinden Verluste stärker.